Frauenrollen

Kriegerinnen von Dahomey

Kriegerinnen von Dahomey

Krieg ist so alt wie die Menschheit - sei es der Krieg einer Gruppe gegen eine andere, sei es der innere Krieg gegen sich selbst, bei dem beispielsweise Egoismus, Rachsucht, Geltungssucht, Selbstzerstörung oder Selbstbestrafung eine Rolle spielen können.

So alt wie die Menschheit ist auch das Klischee, dass Männer als das starke Geschlecht in den Krieg zogen und Frauen als das schwache Geschlecht auf die baldige Rückkehr des Helden warteten. Durch alle Zeiten und über alle Kontinente hinweg finden sich jedoch immer wieder Frauen, die “ihren Mann standen”, indem sie selbst gegen feindliche Truppen kämpften.

Männliche Geschichtsschreiber und mystifizierte Kriegerinnen

Allerdings wurden die kämpfenden Frauen von den gegnerischen Parteien oft mystifiziert und übertrieben dargestellt. Dadurch entstand der Eindruck, es handele sich um Figuren aus Mythen und Märchen und nicht um reale Personen. So galten beispielsweise die Amazonen lange Zeit als von griechischen Geschichtsschreibern erfundene Kriegerinnen. Erst in den letzten Jahren tauchten nach und nach Belege für ihre Existenz auf.

Ein ähnliches Schicksal ereilte die keltische Königin und Kriegsherrin Boudica, die im ersten Jahrhundert gegen die römischen Invasoren in Britannien kämpfte. Auch hier sind nur die Berichte ihrer Gegner überliefert, die sie als unweiblich, mit rauer Stimme und ungewöhnlich hochgewachsen beschreiben.

Die arabische Herrscherin Zenobia kam in den römischen Geschichtsbüchern nicht besser weg. Sie wagte es im dritten Jahrhundert, das Römische Reich anzugreifen. Vermutlich wurde sie deshalb als Kriegsherrin ambivalent beschrieben, als eine Mischung aus Frau und Mann, um den bestehenden Rollenbildern der Römer gerecht zu werden.

Auch in Afrika kämpften einst gefürchtete Kriegerinnen. Man denke nur an die afrikanische Kriegerkönigin Njinga Mbande (1581/3-1663), die über das Königreich Ndongo, einen Teil des heutigen Angola, herrschte und die Portugiesen erfolgreich in Schach hielt. Oder die Agooji, Elitekriegerinnen, die das Königreich Dahomey in Westafrika verteidigten und von den Franzosen zu Propagandazwecken überzeichnet wurden.

Das Königreich Dahomey

Dahomey liegt im heutigen Benin in Westafrika. Etwa ab dem 17. Jahrhundert war es ein kleines, aber mächtiges Königreich, das vor allem wegen seiner Raubzüge in benachbarte Gebiete gefürchtet war, um Sklaven zu erbeuten - eine wichtige wirtschaftliche Einnahmequelle.

Das Königreich Dahomey wurde unter anderem von Elitekriegerinnen wie den Agooji verteidigt. Das waren Frauen, die teilweise schon im Alter von zehn Jahren von den verschiedenen Stämmen des Königreichs rekrutiert wurden. Wer die harte Ausbildung überlebte, wurde Kriegerin. Etwa ein Drittel des Heeres bestand aus dieser Elitetruppe, die als Geheimwaffe eingesetzt wurde.

Oft hatten diese Frauen in ihrem Leben alles verloren und die Kriegertruppe wurde ihre neue Familie. In Friedenszeiten wurden sie als Gesetzeshüter und Steuereintreiber eingesetzt. Unter ihren eigenen Leuten waren sie sehr gefürchtet. Wer es wagte, sie anzusprechen, musste mit dem Schlimmsten rechnen.

Krieg gegen die Franzosen

In den 1890er Jahren kam es zum Krieg mit den Franzosen, die sich das Gebiet als Kolonie sichern wollten. Dabei ging es vor allem um den Zugang zum Hafen, um Einfluss und Handel. Die Franzosen waren zwar zahlenmäßig unterlegen, hatten aber die bessere Ausrüstung. Zum Einsatz kam auch die Geheimwaffe der Dahomey - die Elitekriegerinnen. Sie waren Meisterinnen im Nahkampf, kamen aber oft nicht so nah heran. Schließlich mussten sie den Rückzug antreten.

Dann verbündete sich der König mit den Feinden Frankreichs: Deutschland. Von den Deutschen erhielt das Königreich Dahomey moderne Waffen, die aber letztlich nicht den erhofften Sieg brachten. Der Krieg, den Frankreich 1892 Dahomey erklärte, dauerte bis 1894, danach wurde Dahomey französische Kolonie.

Wie so oft sind die Grenzen zwischen Opfer und Täter fließend. Das gilt auch für die Elitekriegerinnen, die einerseits zum Militärdienst gezwungen wurden, andererseits aber - einmal ausgebildet - rücksichtslos und brutal sowohl gegen die Einheimischen als auch gegen die europäischen Invasoren vorgingen.

Literaturhinweis:

  • Larsen, Lynne Ellsworth. 2021. Wives and warriors. The royal women of Dahomey as representatives of the kingdom, IN: Janell Hobson (Hrsg.): The Routledge Companion to Black Women’s Cultural Histories. Routledge, S. 225-235.

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