Klischees Pionierinnen

Josephine Baker

Josephine Baker

Mutig, frivol und erfolgreich, für Inklusion und gegen Hass: Wie die „Schwarze Venus“ zum ersten nicht-weißen Weltstar, zur Ikone und Verkörperung eines Zeitgeistes wurde. Und dennoch - trotz Weltruhms kämpfte sie ihr Leben lang für Anerkennung und Toleranz, gegen Rassismus und Seximus.

Josephine Baker (1906-1975) floh vor der Rassentrennung der USA der 1920er Jahre und erlangte auf der Pariser Bühne Weltruhm. Sie wurde als wild tanzende Attraktion berühmt, die den Charleston auf eigene Weise tanzte oder oben ohne und im Bananenröckchen auf der Bühne herumwirbelte.

Ich war nicht wirklich nackt. Ich hatte nur keine Kleider an.

Josephine Baker verzauberte ihr Publikum, mystifizierte es und teilte es in zwei Lager: in die Bewunderer und in diejenigen, die das unmöglich fanden. Sie stand für den Zeitgeist der Zwischenkriegszeit. Aufgrund ihrer Bekanntheit kam in den 1920er Jahren erstmals die bis dahin verpönte Sonnenbräune in Mode.

Aber Josephine Baker war noch weitaus mehr: Sie wurde zur Aktivistin, Antifaschistin, Widerstandskämpferin. Sie kämpfte gegen Rassentrennung und Diskriminierung, setzte sich für Inklusion ein. Ein persönliches Zeichen setzte sie, als sie Kinder aus aller Welt adoptierte und somit eine Regenbogenfamilie gründete.

Kein Mensch! - aber eine Vielzahl an Diskriminierungen

Ihr Start ins Leben ließ von ihrem späteren Ruhm noch nichts erahnen. Freda Josephine McDonalds -so ihr Geburtsname- erlebte eine Kindheit in Armut und Diskriminierung. Mit sieben Jahren musste sie für Weiße arbeiten, war Dienstmädchen aber kein Mensch, wurde gelegentlich körperlich misshandelt. Mit elf Jahren überlebte sie einen Pogrom gegen Schwarze. Mit dreizehn wurde sie mit einem weitaus älteren Mann verheiratet, sie ließ sich aber nach wenigen Wochen wieder scheiden.

Viele Frauen sind auf ihren guten Ruf bedacht, aber die anderen werden glücklich.

Trotz ihres Weltruhms erlebte sie aufgrund ihrer Hautfarbe Formen der Diskriminierung: Als sie beispielsweise in die USA zurückkehrte, wurde sie von Kritikern zerrissen. Aufgrund ihrer Hautfarbe wurde ihr sogar in jedem Hotel das Einchecken verwehrt. Ihre Anwesenheit könnte schließlich die anderen Hotelgäste stören - so die Begründung.

Von Männern wurde sie als Geliebte verehrt, aber die meisten nahmen sie nicht als mögliche Ehefrau war. Darauf reagierte sie übrigens auf ihre Art und schrieb ein Lied, in dem sie fragte, ob mit weißer Hautfarbe alles anders wäre… Dennoch war Josephine Baker mehrmals verheiratet.

Vision einer gerechten Zukunft

Josephine Baker nutzte ihre Bekanntheit und engagierte sich politisch. Sie kämpfte nicht nur gegen die Rassentrennung, sondern setzte sich auch gegen den Nationalsozialismus ein. Als Mitglied der französischen Spionageabwehr sammelte sie Informationen von Deutschen, die sie auf Partys traf. Auch besaß sie einen Pilotenschein und diente als Leutnant im weiblichen Hilfskorps der französischen Luftwaffe. Nach dem Krieg galt sie in Frankreich als Nationalheldin.

Weit ist der Weg vom Ohr zum Herzen, aber noch weiter ist der Weg zu den helfenden Händen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie in die USA eingeladen. Sie war überzeugt, dass sich in der Zwischenzeit einiges verändert haben musste. Sie stellte jedoch fest, dass sich bei den Themen Rassentrennung und Diskriminierung nichts geändert hatte. In Hotels wurden ihr erneut die Zimmer verwehrt oder sie wurde gebeten, den Hintereingang zu benutzen, da sie weiße Gäste mit ihrer Anwesenheit schockieren könnte.

Kampf für Gerechtigkeit

Da sie sich offen gegen die Rassendiskriminierung in den USA einsetzte, wurde sie als Störfaktor wahrgenommen. Das FBI dichtete ihr daraufhin sogar eine kommunistische Verbundenheit an und machte sie dadurch zum Staatsfeind.

Jahre später war sie als Bürgerrechtlerin die einzige Frau, die auf dem Marsch auf Washington (1963) vor Martin Luther‘s Rede „I Have a Dream“ sprach. Auf dieser Veranstaltung trat sie in ihrer französischen Militäruniform auf.

Späte Ehre: Pariser Panthéon

2021 erhielt sie eine symbolische Grablege im Pariser Panthéon berühmter Persönlichkeiten. Ihr ursprüngliches Grab blieb auf Wunsch der Familie in Monaco bestehen. Stattdessen wurde in Paris ein Sarg beigesetzt, der Erde aus verschiedenen Orten enthält: aus der US-Stadt St. Louis, wo sie geboren wurde; aus Paris, wo sie zum Star aufstieg; aus dem Südwesten Frankreichs, wo sie mit ihrer Regenbogenfamilie auf einem Schloss lebte; und aus Monaco, wo sie ihre letzte Heimat fand.

Literaturhinweise:

  • Horncastle, Mona. 2020. Josephine Baker: Weltstar – Freiheitskämpferin – Ikone: die Biografie. Wien: Molden.
  • Jules-Rosette, Bennetta. 2007. Josephine Baker in art and life: the icon and the image. Urbana: University of Illinois Press.