Pionierinnen

Die Mutter des Frauentages

Die Mutter des Frauentages

Clara Zetkin (1857-1933) ging unbeirrt ihren Weg. Sie war Frauenrechtlerin, Sozialistin und später Kommunistin. Freundschaften schloss sie unter anderem mit Lenin und Rosa Luxemburg. Von Ludwig Thoma, einem bayrischen Dichter, wurde sie als „russisches Mannweib“ und von anderen als „rote Emanze“ beschimpft.

Schreckgespenst des Bürgertums

Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert wurde die als Clara Eißner geborene Clara Zetkin zum Schreckgespenst des Bürgertums: Sie lebte in wilder Ehe mit dem russischen Emigranten Ossip Zetkin, mit dem sie zwei uneheliche Söhne hatte. Den Namen ihres Partners, den auch ihre Kinder trugen, nahm sie selbst an. Dann, nach seinem Tod, ehelichte sie den 18 Jahre jüngeren Künstler Friedrich Zundel. Zudem trat sie öffentlich für Frauenrechte und Pazifismus ein. Für die damalige Gesellschaft war ihr Lebensentwurf ein Skandal!

Clara Zetkin war jedoch überzeugt, dass jede Frau das Recht hat, selbst zu entscheiden, ob sie heiraten oder ledig bleiben, ob sie mit oder ohne Kinder leben will. Für sie stand fest: Beide Partner sollten in einer Beziehung gleichberechtigt sein und sich Arbeit, Haushalt und Kindererziehung teilen. Mit diesen Ansichten war sie ihrer Zeit weit voraus!

Redakteurin der „Gleichheit“

1891 wurde Clara Zetkin Chefredakteurin der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“, in der auch Männer Beiträge veröffentlichten. Sie selbst verstand sich als Sozialistin, vertrat die Interessen der Arbeiterinnen, stand für Aufklärung und Emanzipation, sah sich aber nicht als Feministin, sondern als Frauenrechtlerin.

Der aufmüpfigen Feministin geht es, im Unterschied zu vielen anderen in jener Zeit aufkommenden Emanzipationsbewegungen, die Clara als snobistische Bemühungen höherer Töchter um das Recht auf akademische Bildung abtut, um grundlegende Veränderungen, die einen gesellschaftlichen Wandel umfassen. Veränderungen, durch die auch die einfache Arbeiterin vollwertiges Mitglied der Gesellschaft wird.

  • Hier stehe ich, ich kann nicht anders – 25 Menschen, die die Welt verändern, 2021, von Fabian Vogt

Dennoch lässt sich festhalten, dass Clara Zetkin feministisch agierte und dabei immer die großen gesellschaftlichen Veränderungen im Blick hatte. So argumentierte sie anfangs noch gegen das Frauenwahlrecht. Sie sah darin nur einen Etappensieg, der weder die Gesellschaft noch die Rechte der Frauen verändern würde, was Zetkin aber anstrebte.

Sie änderte jedoch ihre Position und betrachtete diese kleinen Etappensiege, wie das Frauenwahlrecht, als kleinen Schritt in Richtung Gleichberechtigung.

Clara Zetkin – Politikerin & Pionierin

Clara Zetkin war langjähriges Mitglied der SPD und die erste Frau, die ein Führungsamt in der SPD bekleidete. Nach ihrer Überzeugung konnte die Emanzipation der Frau nur in einem sozialistischen Umfeld gelingen.

1907 fand in Stuttgart der Internationale Sozialistenkongress statt, auf dem die Sozialistische Fraueninternationale gegründet wurde, deren internationale Sekretärin Clara Zetkin war. Sie war es auch, die die Internationale Sozialistische Frauenkonferenz ins Leben rief.

1910 wurde auf Initiative von Clara Zetkin in Kopenhagen der Internationale Frauentag beschlossen. In Deutschland wurde er erstmals am 19. März 1911 begangen, seit 1921 am 8. März.

Wie der Arbeiter vom Kapitalisten unterjocht wird, so die Frau vom Manne; und sie wird unterjocht bleiben, solange sie nicht wirtschaftlich unabhängig dasteht

  • Clara Zetkin

Nach dem Ersten Weltkrieg trat sie der neu gegründeten Kommunistischen Partei (KPD) bei. Von 1920 bis 1933 saß sie für die KPD im Reichstag der Weimarer Republik.

In dieser Zeit warnte sie vor dem Nationalsozialismus. Ihre letzte Rede konnte sie nur unter Polizeischutz halten - im Reichstag saßen bereits Mitglieder der NSDAP.

Trotz ihrer Errungenschaften heute kaum noch bekannt

Wie kommt es, dass Clara Zetkin heute kaum noch jemandem ein Begriff ist? Clara Zetkin symbolisierte eine starke und mutige Frau, die für ihre Ideale in der Öffentlichkeit eintrat.

Auch in der DDR genoss sie Aufmerksamkeit und Bewunderung. Zudem war sie zu Lebzeiten mit Lenin befreundet und trat nach dem Ersten Weltkrieg der neu gegründeten Kommunistischen Partei (KPD) bei. Dies machte sie letztlich zu einer „nicht erinnerungswürdigen“ Person, was mitunter dazu führte, dass sie von der Geschichtsschreibung oft ignoriert wurde und wird.

Literaturhinweise:

  • Plener, Ulla (Hrsg.). 2008. Clara Zetkin in ihrer Zeit: Neue Fakten, Erkenntnisse, Wertungen. Berlin: Karl Dietz Verlag.
  • Zucker, Lou. 2021. Clara Zetkin: Eine rote Feministin. Berlin: Das neue Berlin.