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Frau des Mondgottes

Frau des Mondgottes

Als „menschliche Frau“ des Mondgottes Sin besaß Ennigaldi-Nanna große religiöse und politische Macht. Sie war eine babylonische Prinzessin, die von ihrem Vater Nabonid, dem damaligen König von Babylon, zur Hohepriesterin ernannt wurde.

So wurde aus der Prinzessin die Hohepriesterin des Mondgottes. In dieser Position entdeckte sie eine ihrer großen Leidenschaften: das Sammeln und Konservieren geschichtlicher Zeugnisse. Damit war sie die erste bekannte Kuratorin. Doch das sollte für viele Jahrhunderte in Vergessenheit geraten …

Ein ungewöhnlicher Fund

Im Jahr 1925 führte der britische Archäologe Sir Charles Leonard Woolley mit seinem Team Ausgrabungen in Ur im heutigen Irak durch. In den Ruinen eines babylonischen Palasts stießen sie auf eine ungewöhnliche Ansammlung verschiedenster Artefakte.

Besonders auffällig war, dass die Gegenstände aus verschiedenen geografischen Gebieten und historischen Kontexten stammten, aber dennoch sorgfältig zusammengefügt worden waren. Die Fundstücke stammen aus der Zeit von etwa 2100 bis 600 v. Chr. Allmählich wurde klar: Eine Frau war für das erste bekannte Museum verantwortlich.

Das gehört beschriftet, geordnet und präserviert

Ennigaldi-Nanna war also Priesterin der Mondgottheit Sin und Tochter des neubabylonischen Königs Nabonid. In der antiken mesopotamischen Stadt Ur wurde um 530 v. Chr. eine kleine Sammlung von Altertümern zusammengetragen und Ennigaldi-Nanna kümmerte sich um die Anordnung und Beschriftung der verschiedenen Artefakte. Damit gilt sie als die erste bekannte Museumsgründerin.

Über sie als Person ist jedoch wenig überliefert. Nicht einmal ihren richtigen Namen kennt man heute. Ennigaldi-Nanna bedeutet nämlich „die Hohepriesterin, die von der Gottheit Nanna auserwählt wurde”. Es war der Name, den sie erhielt, als sie zur Hohepriesterin geweiht wurde.

Alte Aufzeichnungen legen jedoch eindeutig nahe, dass Ennigaldi-Nanna eine historische Person war, die als Hohepriesterin in der antiken Stadt Ur tätig war.

Frau und Macht

Eine hochgeborene Frau wurde zur Hohepriesterin ernannt und erlangte durch ihr Wirken weitreichende Berühmtheit. So etwas gab es nicht nur einmal in der Geschichte Mesopotamiens.

Mit der Ernennung von Ennigaldi-Nanna in Ur wurde ein historischer Trend wiederbelebt: Sargon von Akkad hatte über 1.000 Jahre zuvor seine Tochter Enheduanna, eine Dichterin, in dieses Amt eingesetzt. Bis vor Kurzem waren die beiden Frauen jedoch weitgehend unbekannt.

Kultur & Umweltschutz

Die Geschichte von Ennigaldi-Nanna und ihrem Museum lehrt uns außerdem noch etwas: Die Stadt Ur und ihr Museum wurden um 500 v. Chr. aufgegeben, da sich die Umweltbedingungen verschlechtert hatten. Dazu gehörten eine schwere Dürre sowie veränderte Fluss- und Schlickmuster.

Die Geschichte des ersten bekannten Museums der Welt und seiner Kuratorin verdeutlicht die erheblichen Überschneidungen zwischen den Bereichen des kulturellen Erbes und des Umweltschutzes. Ein noch immer aktuelles Thema …

Literaturhinweise:

  • Al-Rashid, Moudhy. 2025. Between Two Rivers: Ancient Mesopotamia and the Birth of History. Hodder & Stoughton.
  • Boyle, Rebecca. 2024. Our Moon: How Earth’s Celestial Companion Transformed the Planet, Guided Evolution, and Made Us Who We Are. Random House Publishing Group.

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