Die Femme fatale, die verhängnisvolle Frau oder die böse Verführerin, die den Mann verführt und ins Verderben stürzt. Dieses Klischee gehört zu den ältesten Themen in Kunst, Literatur, Mythologie und Religion vieler abendländischer Kulturen. Der Mythos ist so alt wie die biblische Eva und doch so aktuell wie die Filme und Romane, die das Motiv aufgreifen.
Cherchez la femme - suche die Frau hinter einem Verbrechen und du hast die wahre Täterin. So lautet ein französisches Sprichwort, das lange Zeit auch in der deutschen Sprache gebräuchlich war.
Im weiteren Sinne drückt die Redewendung aus, dass hinter jedem Verhalten, das irrational und nicht nachvollziehbar erscheint, eine Frau stecken muss. Wenn man diese Frau gefunden hat, kann man ihr Verhalten genauer betrachten und auch das unverständliche Verhalten des Mannes verstehen, das damit zusammenhängen muss.
Woher kommt diese Idee? Es lohnt sich, ein wenig weiter in die Vergangenheit zurückzugehen …
Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts sind leider immer noch an der Tagesordnung. Sie haben eine jahrtausendealte Geschichte. Für manche Menschen ist es sogar heute noch selbstverständlich, dass Frauen den Männern unterlegen und damit untergeordnet sind.
Doch das war nicht immer so. Als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, waren auch die Rollen flexibel. Jeder tat, was er tun musste. Die Frau wurde zum schwachen Geschlecht degradiert, lange nachdem der Mensch sesshaft geworden war.
Die Ursache für die Entstehung von Ungleichheit lag in der Lebensweise. Ackerbau und Viehzucht veränderten die Lebensbedingungen radikal: Ernährungsumstellung und geringere Mobilität veränderten auch die sozialen Strukturen. Frauen bekamen nun zum Teil jährlich Kinder, während sie früher alle vier bis sechs Jahre entbunden hatten. Das zehrte an den Kräften, schwächte die Gesundheit und verkürzte die Lebenserwartung.
Die Sesshaftigkeit brachte auch ein neues Phänomen mit sich: Privateigentum. Besitz musste verteidigt werden. Die Söhne blieben meist bei ihren Familien, während Frauen aus anderen Regionen in die Familie geholt wurden. Auch dies schwächte ihre Position.
Steigende Geburtenraten und zunehmender Besitz führten zu einer weiteren Ursache von Ungleichheit - Konflikte und Kriege blieben nicht aus. Dies wiederum stärkte die Männer und gab ihnen noch mehr Macht, während die Frauen in ihrer gesellschaftlichen Stellung immer schwächer wurden.
Frauen wurden zunehmend aus allen Bereichen ausgeschlossen. Woher kommt also der Ausspruch cherchez la femme? Warum sollte eine Frau für Verbrechen verantwortlich sein?
Der römische Dichter Juvenal (ca. 60-140 n. Chr.) schrieb Satiren, in denen auch ein Satz vorkommt, der der Redewendung cherchez la femme sehr nahe kommt.
Kaum einen Prozess gibt es, bei dem den Streit nicht eine Frau verursacht hat.
Die Frau also als Ursache von Zwietracht? Juvenal schrieb in seinen Satiren über die sozialen Missstände, die er in Rom beobachtete. Dazu gehörten Machtmissbrauch, Betrug, aber auch Verschwendungssucht oder sexuelle Ausschweifungen.
Er sparte nicht mit Ausländerfeindlichkeit, prangerte sexuelle Minderheiten an und kritisierte die Frauen und ihre Lasterhaftigkeit. Das beschriebene Frauenbild löst heute hoffentlich nur noch Kopfschütteln aus.
Wie kam diese Interpretation ins Französische und von dort als Redewendung ins Deutsche? 1854 erschien erstmals der Roman Die Mohikaner von Paris von Alexandre Dumas. Darin formuliert ein Polizist seinen Leitgedanken im Kampf gegen die Pariser Unterwelt: Hinter allem steckt eine Frau!
Hinter allem steckt eine Frau; sobald man mir Bericht erstattet, sage ich: Findet die Frau! (cherchez la femme).
Die Redewendung verkörpert ein Klischee aus Kriminalromanen: Was auch immer das Problem ist, meist steckt eine Frau dahinter. Der Satz traf den Nerv der Gesellschaft und verbreitete sich.
Da Französisch damals als Sprache der Gelehrten galt, fand die Redewendung Eingang in die gehobene deutsche Sprache. Bis heute wird er nicht nur bei Verbrechen zitiert, um angeblich allen Frauen angeborene Eigenschaften zu beschreiben.
So viel zu den Klischees über Frauen, die im Laufe der Geschichte zwar immer wieder pauschal als schwach angesehen wurden, deren lasterhafte und sexuelle Wirkung auf Männer aber gleichzeitig nicht zu unterschätzen war. Die Frauen verdrehen den armen Männern den Kopf, die sich dann irrational verhalten - cherchez la femme, suche die Frau dahinter und du wirst verstehen, so die Redewendung.
Literaturhinweise: