Geschichtsschreibung

Weibliche Gladiatoren

Weibliche Gladiatoren

Kämpften Frauen wie Männer in den römischen Arenen? Für die einen ist das ein Irrtum, ein Übersetzungsfehler oder ähnliches. Andere sehen in den wenigen erhaltenen Dokumenten einen Beweis für ihre Existenz: weibliche Gladiatoren.

Quellen über weibliche Gladiatoren

Inzwischen geht man davon aus, dass gerade jene Schriftsteller, denen weibliche Gladiatoren ein Dorn im Auge waren, die sie als Schande für Rom betrachteten, als Überlieferer in Frage kommen. Denn indem sie ihrem Ärger über die kämpfenden Frauen schriftlich Luft machten, schufen sie Zeugnisse für die Nachwelt.

Aber nicht nur Texte, sondern auch Statuen und Reliefs mit Darstellungen weiblicher Gladiatoren sind erhalten geblieben, wie zum Beispiel das Relief aus dem 2. Jahrhundert aus Bodrum in der Türkei, einer ehemaligen römischen Stätte.

Eine weitere Quelle ist eine Inschrift, die in der Hafenstadt Ostia bei Rom gefunden wurde. Darin rühmt sich Hostilianus, Frauen als Gladiatorinnen kämpfen zu lassen.

Weibliche Gefangene & Amazonen

Im 2. Jahrhundert n. Chr. befand sich das Römische Reich auf seinem Höhepunkt, und genau aus dieser Zeit stammt dieses Relief. Damals gab es rund 200 Gladiatorenschulen in und um Rom. Ständig wurde Nachwuchs gesucht, auch Frauen.

Kaiser Nero war von den Amazonen fasziniert, es herrschte ein Amazonenkult. Die Kriegerinnen galten als schön und skrupellos. Gefangene Amazonen sollen durch Rom geführt worden sein. Man vermutet auch, dass sie in einen Kerker gesperrt und dann in die Arena getrieben wurden. Dort sollen sie sich zur Belustigung der Zuschauer gegenseitig getötet haben.

Aber auch erfahrene und kampferprobte Krieger und Kriegerinnen mussten die Techniken der Gladiatorenkämpfe erst erlernen. Auch das Sterben musste gelernt werden, denn selbst dafür gab es in der Arena genaue Regeln.

Superstar oder Ärgernis?

Für die einen waren sie Idole und Superstars, für die anderen ein öffentliches Ärgernis. Denn die Gladiatorinnen verhielten sich so, wie sich eine ehrbare römische Frau nicht verhalten durfte: Sie zogen die Aufmerksamkeit auf sich, sie waren stark.

Deshalb galten diese Kämpferinnen zum Teil auch als Angreiferinnen der römischen Ordnung. Es gibt sogar einen Gesetzestext, der besagt, dass eine römische Frau niemals als Gladiatorin kämpfen dürfe - im Grunde ein weiterer Beweis für die Existenz weiblicher Gladiatoren.

Erotische Komponente

Es gibt Darstellungen von Gladiatorinnen, bei denen die nackte Brust deutlich zu erkennen ist. Es wird daher angenommen, dass sowohl Männer als auch Frauen barbusig in der Arena kämpften. Zur Zeit Kaiser Neros sollen die weiblichen Gladiatoren nur bei Fackelschein gekämpft haben und waren der Höhepunkt des Tages.

Es stellt sich die Frage, ob solche Kämpfe dann auch eine erotische Komponente hatten: Gladiatorinnen, die barbusig gegeneinander kämpften, mögen die Phantasie des einen oder der anderen beflügelt haben.

Spektakulär, legendär & kaum bekannt

Über die weiblichen Gladiatoren, seit etwa dem 18. Jahrhundert Gladiatrix genannt, ist wenig bekannt. Es handelt sich um ein dramatisches Kapitel der römischen Geschichte, um das sich Legenden und Mythen ranken, über das aber bis auf wenige Zeugnisse kaum etwas überliefert ist.

Literaturhinweise:

  • Brunet, Stephen. 2004. Female and Dwarf Gladiators. Mouseion: Journal of the Classical Association of Canada 48.2, S. 145-170. Project MUSE: https://doi.org/10.1353/mou.2004.0006.
  • Budin, Stephanie Lynn und Jean MacIntosh Turfa. 2016. Women in Antiquity: Real Women Across the Ancient World. Taylor & Francis.
  • Mann, Christian. 2013. Die Gladiatoren. Beck.
  • Sturm, Robert. 2014. Frauen & Sport in Antike und Mittelalter: Text- und Bildzeugnisse zur Bewegungskultur von Frauen in alter Zeit. Logos Verlag.

.

Verwandter Beitrag: