Geschichtsschreibung

Nonnen-Samurai-Herrscherin

Nonnen-Samurai-Herrscherin

Hôjô Masako war die Frau des ersten Shogun, des ersten Samurai-Herrschers in Japan. Sie lebte in einer von Männern dominierten Zeit und schaffte es dennoch, eine einflussreiche politische Persönlichkeit zu werden.

Bildung, Kampftraining & Liebe

Hôjô Masako lernte lesen und schreiben. Sie erhielt aber auch Unterricht im Reiten, Bogenschießen, Fischen und Schwertkampf. Da sie aus der Schicht der Samurai stammte, musste sie sich als Mädchen und Frau verteidigen können, denn die feindlichen Truppen machten vor niemandem Halt.

Dann lernte sie Minamoto Yoritomo (1147-99) kennen und lieben. Er stammte allerdings aus einem verfeindeten Clan. Obwohl Ehen damals vor allem politische und soziale Verbindungen waren, setzte sich Masako durch und heiratete Yoritomo ohne die Zustimmung ihres Vaters. Damit entging sie einer arrangierten Ehe, wie sie damals üblich war.

Macht, Herrschaft & eine buddhistische Nonne

Zunächst übte sie ihre Macht aus dem Hintergrund aus, indem sie ihrem Ehemann Minamoto Yoritomo als starke Frau zur Seite stand. Sie trug dazu bei, die Macht des damaligen japanischen Kaisers zu brechen und den Samurai zu mehr Macht zu verhelfen. Dies war der Beginn der Samurai-Herrschaft, deren Herrscher Shogun genannt wurden.

Nach dem Tod ihres Mannes wurde sie buddhistische Nonne. Sie ging aber nicht ins Kloster, sondern engagierte sich zunehmend politisch. Ihr Sohn wurde der zweite Shogun und sie mischte sich als Nonnen-Shogun, wie sie genannt wurde, in die Regierungsgeschäfte ein. Ihr nächster Sohn wurde dritter Shogun. Schließlich setzte sie einen minderjährigen Enkel ihres Mannes ein. Die Regierungsgeschäfte führte sie jedoch selbst.

Sie überlebte also die Herrschaft ihres Mannes und zweier Söhne. Sie nahm aktiv am politischen Leben teil und regierte das Land nach ihren Vorstellungen.

Hilfe für Frauen

Auch verstand sie es, sich für andere Frauen ihrer Schicht einzusetzen. So verhinderte sie der Überlieferung nach den Foltertod einer Frau und legte den Grundstein dafür, dass gequälte und misshandelte Frauen drei Jahre lang in den Tempeln von Kamakura bleiben konnten, um sich dann von ihren gewalttätigen Ehemännern scheiden zu lassen - unabhängig von deren Zustimmung.

Herausforderung Quellenlage

Wie so oft in der Geschichte macht es die Quellenlage schwierig, ein genaues Bild dieser starken und einflussreichen Frau zu zeichnen. Verschiedene Quellen geben zum Teil widersprüchliche Informationen wieder. Je nach Epoche schrieben und interpretierten die Gelehrten unterschiedlich. Dies hängt unter anderem mit den sich wandelnden Weltanschauungen zusammen, insbesondere mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft.

Fest steht jedoch, dass sie die einflussreichste und mächtigste Frau in der Geschichte Japans war. Eine Frau, die in der Literatur zwar ambivalent dargestellt wird, vor allem was ihre persönlichen Eigenschaften betrifft, deren Einfluss jedoch nicht zu leugnen ist.

Literaturhinweise:

  • Collcutt, Martin. 2002. ‘Nun Shogun’: Politics and Religion in the Life of Hôjô Masako (1157-1225). In: Barbara Ruch (Hrsg.), Engendering Faith: Women and Buddhism in Premodern Japan, S. 165-188.
  • Henshall, Kenneth. 2014. Historical Dictionary of Japan to 1945. Scarecrow Press.
  • Pohl, Manfred. 2010. Hôjô Masako: eine Frau gegen Japans Kaiser. In: Tatiana Oranskaia & Barbara Schuler (Hrsg.): Göttinnen, Heldinnen und Herrscherinnen in Asien und Afrika. Peter Lang Verlag.