Pionierinnen Klischees

Menschlicher Computer

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Noch heute wird häufig von typischen oder klassischen Frauenberufen gesprochen. Dazu zählen vor allem Berufe im Gesundheits-, Sozial- und Erziehungswesen. Zu den Männerberufen zählen dagegen Berufe im Baugewerbe, im Bergbau oder Berufe, die mit Führungsaufgaben verbunden sind und in der Regel höher entlohnt werden.

Inzwischen weiß man, dass es nicht an der Intelligenz liegt, wenn immer noch weniger Frauen Berufe in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ergreifen, sondern dass dies zum Teil mit gelebten und immer wieder reproduzierten Stereotypen und fehlenden Vorbildern zusammenhängt. Deshalb ist es wichtig, dass Mädchen und junge Frauen frühzeitig mit erfolgreichen weiblichen Vorbildern in diesen Bereichen in Kontakt kommen, um das Klischee der angeblich geringeren Eignung von Frauen für MINT-Fächer endgültig zu überwinden.

Erfolgreich in MINT-Fächern: Nicole-Reine Lépaute

Eine erfolgreiche Frau in dieser Männerdomäne war Nicole-Reine Lépaute (1723-88), eine Mathematikerin und Astronomin, die bemerkenswerte Berechnungen anstellte und von berühmten Männern für Berechnungen herangezogen wurde.

Wer war diese Frau, die schon als Kind durch ihren Intellekt auffiel, bahnbrechende Berechnungen anstellte und dennoch schnell in Vergessenheit geriet?

Sonne, Mond und Mathematik

Nicole-Reine Lépaute, geborene Étable de la Brière, war eine bedeutende Astronomin und Mathematikerin der Neuzeit. Durch ihren Ehemann Jean André Lépaute, der später königlicher Uhrmacher wurde, entdeckte sie ihre Vorliebe für diese Fächer.

Eine ihrer ersten Studien befasste sich mit Pendeln unterschiedlicher Länge, deren Schwingungen sie untersuchte. Bald waren ihre mathematischen Berechnungen in ganz Frankreich bekannt.

Als die beiden berühmten Wissenschaftler Jérome Lalande und Alexis Clairaut vom Pariser Observatorium den Auftrag erhielten, die Bahn des Halleyschen Kometen zu berechnen, baten sie Nicole-Reine Lépaute um Hilfe. Gemeinsam rechneten die drei gegen die Zeit und konnten das Ereignis annähernd richtig berechnen.

Für Astronomen und Seefahrer entwickelte sie zusammen mit Lalande jahrelang Tabellen mit den Positionen der verschiedenen Sterne. Madame Lépaute berechnete auch mehrmals den Venusdurchgang und den genauen Zeitpunkt der Sonnenfinsternis von 1764.

Was erinnert heute noch an sie?

Nicole-Reine Lépaute war eine der berühmtesten Astronominnen Frankreichs. Sie etablierte sich als Wissenschaftlerin im Zeitalter der Aufklärung, in dem Frauen der Zugang zu höherer Bildung normalerweise verwehrt war.

Obwohl ihr bahnbrechende Berechnungen gelangen, kennt heute kaum noch jemand ihren Namen. Immerhin sind ein Asteroid und ein Mondkrater nach ihr benannt - wenn auch nur ein kleiner Trost …

Literaturhinweise:

  • Bernardi, Gabriella. 2016. The Unforgotten Sisters. Female Astronomers and Scientists before Caroline Herschel. Cham: Springer.
  • Connor, Elizabeth. 1944. “Mme. LePaute, An Eighteenth Century Computer,” Astronomical Society of the Pacific Leaflets, Vol. 4.189, S. 314-21.
  • Gelbart, Nina Rattner. 2021. Minerva’s French Sisters: Women of Science in Enlightenment France. New Haven: Yale University Press.

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