Pionierinnen

Weiblicher Indiana Jones

Weiblicher Indiana Jones

Die gebürtige Deutsche Maria Reiche reiste in eines der trockensten Gebiete der Erde, in die Pampa Perus. Dort haben die Nasca-Indianer einst geheimnisvolle Zeichen in den Wüstenboden geritzt. Das Spannende an den Geoglyphen, wie diese Zeichen genannt werden, ist, dass sie nur aus der Luft zu erkennen sind.

Auf einer Fläche von 250 Quadratkilometern finden sich die unterschiedlichsten Figuren von Pflanzen und Tieren, die in Spiralen und Dreiecken miteinander verschmelzen. Dort in der Pampa verbrachte Maria Reiche viel Zeit mit der Erforschung der Zeichen, die dank ihres Engagements schließlich 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden.

Von Träumen und Chancen

Vielleicht werde ich eine berühmte Forschungsreisende, schrieb Maria Reiche in einem Schulaufsatz von 1915. Ob sie damals schon ahnte, wohin ihr Leben sie führen würde? Wohl kaum, aber sie sollte recht behalten.

Zunächst studierte sie in Hamburg Geographie, Mathematik, Pädagogik, Physik und Philosophie. Sie wollte Lehrerin werden. Als die Nationalsozialisten immer mehr an Macht gewannen, entschloss sie sich, Deutschland den Rücken zu kehren.

Der Gedanke an all den Haß, der erzeugt wurde, widerte mich an.

  • Maria Reiche.

So ging sie nach Peru, wo sie als Hauslehrerin arbeitete. Dort lernte sie den amerikanischen Wissenschaftler Paul Kosok kennen. Eine Begegnung, die ihr Leben und ihre Arbeit von Grund auf verändern sollte.

Vermessungen in der Pampa

Paul Kosok hatte in der Pampa Perus Forschungen unternommen. Dabei sind ihm gerade Linien untergekommen, die er sich nicht erklären konnte. Vor seiner Rückkehr in die USA bat er Maria Reiche, doch Messungen an den Linien durchzuführen.

So begann ihre Arbeit an den Zeichnungen der Nasca-Indianer. Schon bald vermutete sie, dass es sich bei den Zeichnungen um astronomische Darstellungen handeln könnte. In der Folgezeit fegte sie behutsam neue Linien frei, lebte überaus bescheiden in der Pampa und musste ihre Notizen mit den Mäusen teilen, die sie nachts anknabberten.

Nasca ist das Land des ewigen Sonnenscheins und ich sehe vor mir schon die weiten Horizonte der Pampa, die sich braunrot in der Sommersonne ausbreitet, einsam und geheimnisvoll, ohne eine Spur von tierischem oder pflanzlichem Leben, geschweige denn Menschen.

  • Maria Reiche.
Bilder aus der Luft

Maria Reiche durfte mit der peruanischen Luftwaffe fliegen, um sich die Linien von oben anzusehen. Sie war sehr abenteuerlustig und ließ sich manchmal an die Kufen des Hubschraubers binden, um bessere Luftaufnahmen machen zu können. Diese Bilder machten sie weltweit berühmt.

Die geheimnisvollen Bilder zogen viele Menschen an, die die Linien selbst sehen wollten. Maria Reiche befürchtete daher, dass die Linien zertrampelt und somit zerstört werden könnten.

Ein Leben für den Erhalt der Nasca-Linien

Um auf die drohende Zerstörung dieses Erbes aufmerksam zu machen, hielt sie Vorträge in Europa. Sie veröffentlichte auch Bücher. Mit dem Erlös und mit Hilfe ihrer Lebensgefährtin Amy Meredith konnte Maria Reiche einen Wachdienst organisieren, um die Zerstörung der Linien zu verhindern.

1978 erreichte sie, dass die Linien von Peru unter besonderen Schutz gestellt wurden. 1994 wurden sie schließlich von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Maria Reiche verbrachte ihren Lebensabend in Peru, wo sie 1998 verstarb. Der Verein Dr. Maria Reiche - Linien und Figuren der Nasca-Kultur in Peru" e.V. führt ihr Erbe fort.

Literaturhinweise:

  • Reiche, Maria. 1949. Mystery on the Desert: A Study of the Ancient Figures and Strange Delineated Surfaces Seen from the Air Near Nazca, Peru. Ed. medica peruana.
  • Schulze, Dietrich & Viola Zetzsche 2005. Bilderbuch der Wüste: Maria Reiche und die Bodenzeichnungen von Nasca. Mitteldt. Verlag.
  • Thate, Cornelia. 2013. Der Umgang mit dem Erbe der Nasca-Kultur in Vergangenheit und Gegenwart. Diplomica Verlag.