Frauenrollen

Mitarbeiterin des Apostels Paulus

Mitarbeiterin des Apostels Paulus

Im Urchristentum, wie die Zeit des frühen Christentums genannt wird, leiteten Frauen Hausgemeinden und gaben die Lehre Christi weiter. Das war keine Seltenheit, aber nur über wenige dieser Frauen ist etwas Näheres überliefert.

Priska, auch Priszilla oder Priscilla genannt, war eine bedeutende Frau des frühen Christentums, eine der wenigen wichtigen Frauen jener Zeit, von denen Überlieferungen erhalten sind. Sie war eine Judenchristin aus Rom, die zusammen mit ihrem Mann Aquila als frühchristliche Missionarin wirkte. Nach ihrer Vertreibung aus Rom leitete sie mit ihrem Mann eine Hausgemeinde in Korinth, wo sie dem Apostel Paulus begegnete.

Im Handwerk und im Glauben verbunden

Priska und Aquila waren eng mit dem Apostel Paulus verbunden: Sie waren Judenchristen, also Juden, die sich zum Christentum bekehrt hatten. Außerdem hatten sie denselben Beruf: Sie waren Zeltmacher.

Als der Apostel Paulus auf einer seiner Reisen nach Korinth kam, wohnte er bei Priska und Aquila. Die drei arbeiteten auch zusammen, sowohl als Handwerker als auch als Verkünder der Lehre Christi.

Rückkehr nach Rom

Priska und Aquila kehrten nach Jahren der Wanderschaft in ihre Heimatstadt Rom zurück. Die Rückkehr der aus Rom vertriebenen Juden und Judenchristen wurde nach dem Tod des Claudius im Oktober des Jahres 54 möglich.

Priska und Aquila gründeten erneut eine Hausgemeinde und bereiteten vermutlich im Interesse der paulinischen Mission die Ankunft des Paulus in Rom vor. Paulus selbst bezeichnete Priska und Aquila als seine Mitarbeiter.

Textquellen und versuchte Unsichtbarmachung

Das Ehepaar Priska und Aquilla spielte eine wichtige Rolle in der Frühzeit des Christentums. Auffallend ist, dass bei der Nennung der beiden die Frau vorangestellt wurde. Dies deutet darauf hin, dass sie in der frühchristlichen Gemeinde eine wichtigere Rolle spielte als ihr Mann.

Paulus blieb noch längere Zeit. Dann verabschiedete er sich von den Brüdern und segelte zusammen mit Priszilla [= Priska] und Aquila nach Syrien ab.

  • Apostelgeschichte 18,18.

Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus […].

  • Brief des Apostel Paulus an die Römer, Röm 16,3.

Im Laufe der Kirchengeschichte wurde immer wieder versucht, die Bedeutung der Priska herabzusetzen, sie beispielsweise als ihrem Mann folgende Hausfrau darzustellen. Aus den überlieferten Texten geht jedoch hervor, dass sie eine herausragende Rolle spielte und dass die Nennung ihres Namens vor dem ihres Mannes kein Zufall ist.

Sprache ist Macht

Ein zentrales Instrument zur Unsichtbarmachung bedeutender frühchristlicher Frauen war die Sprache bzw. die Schrift. Bibelübersetzungen wurden vor allem von Männern angefertigt, die manchmal Namen verschwiegen, verfälschten oder die ursprüngliche Bedeutung eines Textes einem vorherrschenden Weltbild anpassten.

Literaturhinweise:

  • Eisen, Ute E. 2000. Women officeholders in early Christianity. Epigraphical and literary studies. Liturgical Press.
  • Jensen, Anne. 2003. Gottes selbstbewusste Töchter: Frauenemanzipation im frühen Christentum? Lit.
  • Schüngel-Straumann, Helen. 2002. Anfänge feministischer Exegese: gesammelte Beiträge, mit einem orientierenden Nachwort und einer Auswahlbibliographie. Lit.

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