Pionierinnen

Langer Weg

Langer Weg

Die Menschenrechtsaktivistin und Journalistin Tawakkol Karman (*1979) war die erste arabische Frau, die für ihr Engagement mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Jemen, Anfang des 20. Jahrhunderts: Das Land versinkt in Arbeitslosigkeit, Armut und Korruption. Davon ist in den staatlich kontrollierten Medien wenig zu sehen. Vielmehr werden die Reden des Präsidenten oder über Belanglosigkeiten diskutierende Männer gezeigt.

Viel Zensur, wenig Freiheit

Tawakkol Karman studiert an der Universität von Sanaa in der Hauptstadt Jemens. Sie heiratet früh und bekommt drei Kinder, arbeitet als Journalistin. Über die Dinge, die sie wirklich bewegen und für die sie brennt, darf sie allerdings nicht schreiben – die Zensur ist allgegenwärtig. Dabei würde die Verfassung Pressefreiheit garantieren.

Freie Meinungsäußerung ist der erste und wichtigste Schritt, um Wandel in einer Gesellschaft zu erreichen. - Tawakkol Karman.

Aus Überzeugung setzt sie sich gegen Zwangsheirat und Heirat von Minderjährigen ein. Das zieht den Hass von Extremisten auf sich.

Informationskampanie

Tawakkol Karman gründet mit weiteren Journalistinnen einen SMS-Dienst, um über Menschenrechte zu informieren. Später organisieren sie jeden Dienstag einen Sitzstreik. Trotz wiederkehrender Polizeigewalt lassen sich die Frauen nicht einschüchtern und setzen ihren Protest und ihre Informationskampanie fort.

Die Aktivistinnen informieren auf ihren Internetseiten und erreichen dadurch das Ausland, was dem Präsidenten ein besonderer Dorn im Auge ist. Neue Gesetze sollen diese Art von Aktivismus unterbinden, legen aber einmal mehr die vorherrschende Korruption im Land offen.

Arabischer Frühling

Angespornt von der Tunesischen Jasminrevolution organisiert Tawakkol Karman 2011 Proteste in Jemen. Abend für Abend gesellen sich immer mehr Menschen dazu. Das ist zu viel für das jemenitische Regime, Karman wird festgenommen.

Daraufhin schließen sich noch mehr Demonstranten der Protestbewegung an, unter ihnen auch zahlreiche Männer. Sie fordern die Freilassung Karman‘s. So etwas gab es noch nicht im patriarchalisch geprägten Jemen: Männer, die sich offen für eine Frau einsetzen. Tawakkol Karman wird freigelassen und führt die Proteste wieder an.

Es folgen Bestechungsversuche, Morddrohungen und Diskreditierung. Nach neun Monaten an Demonstrationen erreicht Tawakkol Karman die Nachricht, sie sei mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Alle Welt schaut nach Jemen, interessiert sich für die dortige Demokratiebewegung.

Gegen Unterdrückung, für Gewaltlosigkeit

Im Jahr 2014 kommt es zum Putsch durch die Huthi, einer militärischen Bürgerkriegspartei. Es folgt eine militärische Intervention durch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emiraten. Das alles führt zur verheerendsten humanitären Krise im Jemen, die bis heute andauert.

Es ist möglich, gegen Gewalt und Unterdrückung zu kämpfen, ohne auf Gewalt und Unterdrückung zurückzugreifen. - Tawakkol Karman.

Tawakkol Karman engagiert sich für einen politischen Dialog und unterstützt die Aufstände in den Arabischen Ländern, um gegen Autoritarismus, Diktatur und Unterdrückung anzukämpfen. Ihr Traum ist die Errichtung eines Staates, in dem Gewaltlosigkeit herrscht und Menschenrechte verteidigt werden. Davon ist Jemen gerade weit entfernt und bis dahin dürfte es wohl noch ein langer Weg werden.