Pionierinnen

Entdeckungsreise durch Afrika

Entdeckungsreise durch Afrika

Amateurfotografin, Afrikaforscherin, Abenteurerin - Alexandrine Tinne (1835-1869) war eine junge Frau, die sich ganz ihrer Reise- und Entdeckungslust hingab. Obwohl sie sich bewusst war, dass ihr Lebensstil ihr zum Verhängnis werden könnte, lebte sie es in vollen Zügen.

So wurde aus ihr eine Reisepionierin, die ihre Eindrücke niederschrieb. Besonders entsetzt war sie über den Sklavenhandel, den sie in Afrika selbst beobachten konnte.

Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst gesehen hat - es ist widerwärtig. (…) Alle waren nackt, und die Männer trugen um den Nacken schwere Ketten, so dass sie nicht allein aufstehen konnten. Aber, was uns noch am stärksten traf, war ihre Abgezehrtheit, unbeschreiblich.

Doch wie war es einer Frau im 19. Jahrhundert möglich, solche Beobachtungen zu machen und Abenteuer zu erleben?

Unabhängigkeit als Türöffner

Alexandrine Tinne war die Tochter eines hohen Beamten in den niederländischen Kolonien in Südamerika und späteren Handelsunternehmers. Nach dem Tod seiner ersten Frau kehrte ihr Vater, Philippe Frédéric Tinne (1772-1844), nach Holland zurück und heiratete in zweiter Ehe eine Adlige aus gutem Hause, Henriette van Capellen. Als Alexandrine Tinne geboren wurde, war ihr Vater bereits über 60 Jahre alt.

Ihr Vater starb 1844, als sie neun Jahre alt war, und hinterließ ihr ein beträchtliches Erbe. Mit neun Jahren war sie die reichste Erbin Hollands. Das brachte ihr natürlich viele Vorteile. So konnte sie ihr Leben lang unabhängig bleiben und musste keine Heiratsanträge annehmen.

Die Lust am Reisen

Gemeinsam mit ihrer Mutter erkundete Alexandrine Tinne die Welt. Seit Alexandrines frühester Kindheit waren sie jedes Jahr für einige Monate auf Reisen. Gemeinsam durchreisten sie Europa und wurden aufgrund ihrer adeligen Herkunft oft an europäischen Höfen empfangen.

Doch es sollte nicht bei Europa bleiben, die beiden brachen auf nach Syrien und Palästina und gelangten schließlich nach Kairo. Mit einem Dampfer fuhren sie auf dem Nil zu den antiken Stätten bis Assun, wo felsige Stromschnellen die Weiterfahrt unmöglich machten.

Doch in Alexandrine Tinne war eine Sehnsucht geboren: Hinter diesen Stromschnellen lag für sie das “wahre” Afrika, das es noch zu entdecken galt.

Anfang der 1860er Jahre reiste Alexandrine Tinne erneut nach Afrika. Begleitet wurde sie diesmal von ihrer Mutter Henriette Tinne-van Capellen und deren jüngeren Schwester Adriana van Capellen, genannt Tante Addy, die gerade eine unglückliche Affäre mit Zar Alexander II. hinter sich hatte. Es sollte eine schicksalhafte Reise werden, von der keine der drei Frauen nach Holland zurückkehrte.

Ein Mord in der Sahara

Zuerst erkrankte ihre Mutter und starb. Kurz darauf ereilte ihre Tante Addy ein ähnliches Schicksal. Alexandrine Tinne wurde noch rastloser. In den folgenden Jahren bereiste sie das Mittelmeer und erkundete weiterhin Afrika.

Dann wurde ihr ihr geliebtes Afrika zum Verhängnis. In einem Zeltlager in der libyschen Sahara wurde Alexandrine Tinne niedergestochen, man ließ sie schreiend auf dem Boden liegen, während sie um ihr Leben kämpfte.

Währenddessen haben einige Leute einfach nur zugesehen, während andere bereits ihre Habseligkeiten unter sich aufgeteilt haben, darunter auch die Kleider, die sie noch am Leib trug - so die Überlieferung. Aber die genauen Umstände und Hintergründe bleiben bis heute ein Rätsel …

Literaturhinweise:

  • Rolke, Michael. 2021. Das Grab der Alexandrine Tinné. Ihre letzte Reise in den Tod. Books on Demand.
  • Westphal, Wilfried. 2002. Tochter des Sultans. Die Reisen der Alexandrine Tinne. Stuttgart: Jan Thorbecke Verlag.
  • Willink, Robert Joost. 2011. The Fateful Journey. The expedition of Alexine Tinne and Theodor von Heuglin in Sudan. Amsterdam University Press.

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