Trota von Salerno, Ärztin und Autorin aus dem Mittelalter, verfasste ein Standardwerk über Frauenheilkunde, das noch weit in die Neuzeit hinein von Bedeutung war.
An der Hochschule in Salerno waren im 12. Jahrhundert auch Frauen zum Studium und zur Lehre zugelassen. Daher praktizierten, lehrten und forschten dort mehrere Frauen erfolgreich im Bereich der Medizin. Eine von ihnen war Trota von Salerno, die sich besonders hervorgetan hat.
Trota machte sich als Chirurgin und Frauenärztin einen Namen. Auch im Bereich der Behandlung von Hautkrankheiten war sie sehr erfolgreich.
Bemerkenswert ist, dass sie bereits damals in ihren Schriften auf die Bedeutung der Hygiene hingewiesen hat. Die Umgebung des Patienten, die Schwestern und Ärztinnen sowie das medizinische Werkzeug – überall muss auf Sauberkeit geachtet werden.
Auch in einem anderen Bereich war sie eine Pionierin. Anders als in anderen Teilen Europas, wo gar keine Narkosemittel verwendet wurden, setzte sie bei ihren Operationen auch Opiate oder Inhalationsprodukte zur Narkose ein.
Während Geburtsschmerzen in vielen Regionen Europas als verdiente Strafe für Frauen interpretiert wurden, vertrat Trota die Meinung, dass man jeden Patienten entlasten und ihm eine möglichst angenehme Umgebung schaffen sollte – auch bei der Geburt. Wenn nötig, führte sie Kaiserschnitte oder Dammschnitte durch, was anderswo völlig unbekannt war.
Bekannt wurde Trota durch ihre Schrift zur Frauenheilkunde De curis mulierum (Über die Versorgung der Frauen). Sie betont, wie wichtig Sauberkeit, ausgewogene Ernährung und Bewegung für Frauen sind. Gleichzeitig warnt sie vor Stress und Unruhe, da diese dem Menschen schaden.
In den 1990er Jahren wurde Trota dann mit dem sogenannten Matilda-Effekt in Verbindung gebracht. Dieser bezeichnet die systematische Verdrängung und Leugnung des Beitrags von Frauen in der Wissenschaft, deren Arbeit häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet wird.
Es wurde also behauptet, ein Mönch habe im 12. Jahrhundert das Geschlecht des Namens in eine männliche Form umgewandelt und damit eine der gravierendsten Auslöschungen in der Geschichte der Wissenschaft bzw. Medizin verursacht.
Abgesehen von einem einzigen Manuskript aus dem 15. Jahrhundert, in dem eine männliche Form des Namens verwendet wurde, gibt es keine Belege für eine solche Fehlbenennung. Ganz im Gegenteil: Es existieren über 150 lateinische und volkssprachliche Kopien ihrer Schriften, in denen sie genannt wird. Vielmehr zeigen die historischen Aufzeichnungen daher, dass sich Trota den Ruhm nicht hat stehlen lassen.
Warum hat sich die Behauptung, dass Trota der Ruhm gestohlen wurde, so hartnäckig gehalten?
Alles deutet darauf hin, dass es sich um eine Geschichte handelt, die moderne Ohren hören wollten. Sie entsprach den modernen Narrativen über den Diebstahl und die Ausgrenzung von Frauen und ihren Leistungen.
Trota ließ sich jedoch weder persönlich noch mit ihren medizinischen Texten unterkriegen. Auch ihren Ruhm ließ sie sich nicht nehmen. Der Matilda-Effekt trifft zwar oft, aber nicht immer und überall zu …
Literaturhinweise:
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