Pionierinnen

Weiblicher Moses

Weiblicher Moses

Wie die Afroamerikanerin Harriet Tubman zuerst sich selbst und anschließend andere Menschen aus der Sklaverei befreite.

Für ihren Mut und ihren Einsatz wurde Harriet Tubman (ca. 1820-1913) als Moses bezeichnet. Laut Bibelerzählung befreite Moses sein Volk aus der Gefangenschaft, er führte Menschen aus der Sklaverei heraus. Auch Harriet Tubman führte Menschen in die Freiheit. Zunächst schlug sie sich Richtung Norden der USA durch, wo die Sklaverei abgeschafft war. Dann verhalf sie anderen zur Flucht.

Auch setzte sie sich für das Wahlrecht und für ein Recht auf Schulbildung für farbige Menschen ein. Sie selbst hatte keine Bildung genossen, musste sie doch bereits mit etwa fünf Jahren ihre Eltern verlassen, um als Sklavin zu arbeiten. Zunächst arbeitete sie als Kindermädchen, später als Feldarbeiterin, Köchin und Holzfällerin.

Unsägliche Grausamkeiten

Dabei gab es keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten. Ein Sklave hatte zu funktionieren, musste arbeiten, egal wie es ihm körperlich oder psychisch ging. Früh schon erlebte sie Grausamkeiten am eigenen Leib oder wurde Zeugin davon.

Als ein fliehender Sklave mit Metallgewichten eingefangen werden sollte, wurde stattdessen sie getroffen. Daraufhin lag sie lange im Koma, spürte die Folgen dieses Zwischenfalls ein Leben lang.

Dennoch entschied sie sich mutig, Menschen auf ihrem Weg in die Freiheit zu begleiten. Beharrlich und mit eiserner Disziplin führte sie Sklaven durch Amerika und half ihnen, ein freieres Leben zu beginnen. Es heißt, dass sie auf diesem gefährlichen Weg keinen ihrer Schützlinge je zurückließ oder verlor.

Untergrundbahn und Schmuggelnetzwerk

Harriet Tubman war wohl das berühmteste Mitglied der sogenannten Underground Railroad. Diese Organisation setzte sich gegen die Sklaverei ein und verhalf Afroamerikanern auf der Flucht aus den US-Südstaaten in die sichereren Nordstaaten.

Dafür organisierten sie ein Schmuggelnetzwerk, kommunizierten verschlüsselt und benutzten Schleichwege und Unterstände. Sklaven, die auf der Flucht waren, bewegten sich von einer Station bzw. von einem Unterschlupf zum nächsten, weshalb die Organisation als “Untergrundbahn” bekannt wurde.

Bürgerkrieg & neue Heimat

Dann brach der Amerikanische Bürgerkrieg (1861-1865) aus, ein überaus blutiger und verlustreicher Konflikt zwischen den Nord- und Südstaaten der USA. Gestritten wurde über die Sklaverei, die die Nordstaaten endgültig im ganzen Land abschaffen wollten.

Die Nordstaaten siegten und die Sklaverei wurde offiziell für beendet erklärt, auf dem Papier jedenfalls. Denn soziale Ungleichheiten und eine sogenannte Rassentrennung blieben weiterhin aufrecht, teilweise bis heute.

Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg kaufte Harriet Tubman ein kleines Anwesen und nahm farbige Waisen und Senioren auf, um die sich sonst niemand kümmerte. Diese Tätigkeit wurde nach ihrem Tod noch für einige Jahre fortgesetzt.

Literaturhinweise:

  • Daugey, Fleur und Olivier Charpentier. 2021. Freiheit! Harriet Tubman, eine amerikanische Heldin. Berlin: Jacoby & Stuart.
  • Humez, Jean M. 2003. Harriet Tubman: The Life and the Life Stories. University of Wisconsin Press.
  • Petry, Ann. 2022. Harriet Tubman. Fluchthelferin bei der Underground Railroad. Aus der Sklaverei in die Freiheit. Zürich: Nagel und Kimche.
  • Sernett, Milton C. 2007. Harriet Tubman: Myth, Memory, and History. Duke University Press.