Pionierinnen

Verrückt nach Angelika

Verrückt nach Angelika

Die Welt lag ihr zu Füßen - Angelika Kauffmann (1741-1807), berühmte Künstlerin und erfolgreiche Geschäftsfrau.

Der Adel aus ganz Europa ließ sich von ihr portraitieren, bekannte Persönlichkeiten wie Goethe oder Herder waren von ihr angetan. Wer war diese Frau, die zu Lebzeiten eine Berühmtheit war und von ihrem Erfolg gut leben konnte?

Wunderkind der Malerei und des Gesangs

Angelika Kauffmann wurde 1741 in Chur, der heutigen Schweiz, als Tochter eines Malers und einer Hebamme geboren. Schon früh galt sie als Wunderkind und genoss eine umfassende Bildung in Malerei, Musik und Sprachen.

1753 malte sie bereits ihr erstes Selbstbildnis, auf dem sie mit einem Notenblatt zu sehen ist. 1757 reiste sie mit ihrem Vater nach Schwarzenberg in Vorarlberg, wo sie gemeinsam die Kirche mit Malereien ausschmückten. Bemerkenswert ist, dass Angelika Kauffmann als damals 15-Jährige für die Bebilderung der Seitenwände zuständig war.

Am Scheideweg

Als Jugendliche war sie in Österreich und Italien sowohl als Portraitmalerin als auch als Sopranistin bekannt. Sie war wohl hin- und hergerissen, auf welches ihrer Talente sie sich konzentrieren sollte: Malerei oder Gesang. Die Malerei bekam sie von ihrem Vater, den Gesang von ihrer Mutter vermittelt.

Nachdem ihre Mutter verstorben war, nahm die Malerei einen immer wichtigeren Stellenwert in ihrem Leben ein, der Gesang wurde zur Freizeitbeschäftigung. Diesen Zwiespalt, sich zwischen der Malerei und der Musik entscheiden zu müssen, hielt sie Jahrzehnte später in ihrem bekannten Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei fest.

Ruhm und Wohlstand

Bereits in jungen Jahren setzte sie sich das Ziel, in der Historienmalerei erfolgreich zu werden. Dabei handelte es sich um eine künstlerische Gattung, die von Männern dominiert wurde. Doch das schreckte sie nicht ab.

Sie reiste nach Italien, um sich intensiv mit der Malerei zu befassen. Ihr Talent blieb nicht lange unentdeckt und schon bald wurde sie Mitglied in der Kunstakademie von Bologna. Es folgten weitere Mitgliedschaften in den Akademien von Florenz, Rom und Venedig.

Angelica ist, und wird für kommende Zeiten es bleiben, einzig in ihrer Art. Rein und scharf hat ihr richtiges Gefühl sich das für sie passende und Erreichbare in der Kunst, zu welcher die Natur sie so vielfach aufforderte, in Bildern und Tönen ausgewählt. Sie hat den Kreis ihrer Bestimmung ausgefüllt, und keine Vorgängerin kann ihr den Platz in der Kunstgeschichte streitig machen, den sie auf so geistvolle Weise einnahm. Was sie Treffliches geleistet: ist unnachahmlich, und sie hat Niemand nachgeahmt.

  • Aus: Besuch bei Angelica Kauffmann, in: Römisches Leben, 1833, Bd. 2, S. 25-26, von Friederike Brun.

Auch in England und Irland machte sie sich einen beachtlichen Namen. In London, wo sie sich für längere Zeit aufhielt, wurde sie 1768 als einzige Frau Gründungsmitglied der renommierten Royal Academy.

Privater Rückschlag und Konsequenzen

Privat hatte Angelika Kauffmann nicht immer ein ganz so gutes Händchen. In London saß sie einem Heiratsschwindler auf, der sie um eine kleines Vermögen brachte. Die Ehe wurde annulliert. Doch sie zog ihre persönlichen Konsequenzen und blieb von Männern unabhängig.

Dennoch heiratete sie ein weiteres Mal. Ihre zweite Ehe ging sie mit dem italienischen Maler Antonio Zucchi ein. Um sich diesmal finanziell abzusichern, forderte sie jedoch einen Ehevertrag.

Atelier und Salon in Rom

Das Paar übersiedelte nach Rom, wo es sich ein Atelier in der Nähe der Spanischen Treppe einrichtete. Auch hatte Angelika Kauffmann ein Netzwerk an Kontakten in ganz Europa geknüpft, unterhielt einen bekannten Salon, in dem sich die unterschiedlichsten Dichter, Denker, Künstler und Wissenschaftler trafen.

Auch Johann Wolfgang von Goethe zählte zu den Besuchern ihres Salons. Es entstand eine tiefe Freundschaft, die zeitlebens anhielt. Für sein Schauspiel Iphigenie fertigte sie die passenden Illustrationen an.

Religiöse Themen

Mit fortschreitendem Alter widmete sie sich zunehmend religiösen Themen, wie beispielsweise Jesus und die Samariterin am Brunnen Jakobs.

Angelika Kauffmann verstarb 1807 in Rom, wo ihr ein feierliches Begräbnis bereitet wurde. Sie hinterließ an die 800 Ölgemälde und 400 Zeichnungen. Ein Angelika Kauffmann Museum befindet sich heute in Schwarzenberg, dem einstigen Heimatort ihres Vaters.

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Literaturhinweise:

  • Baumgärtel, Bettina. Angelika Kauffmann: Biographie, in: Angelika Kauffmann Research Project.
  • Rosenthal, Angela. 1996. Angelika Kauffmann. Bildnismalerei im 18. Jahrhundert. Berlin: Reimer.