Frauenrollen

Powerfrauen

Powerfrauen

Woran denken Sie, wenn Sie an die Mongolen denken? Dschingis Khan, mongolische Krieger, territoriale Expansion?

Über die Rolle der Frauen bei den Mongolen war bisher wenig bekannt. Allein die historische Darstellung der Mongolen als Kriegervolk ließ vermuten, dass Frauen weder soziale, wirtschaftliche noch politische Macht besaßen. Aber war das wirklich so?

Powerfrauen der Mongolen

Es gab sie, die mongolischen Nomadinnen, die Einfluss hatten, die Verantwortung übernahmen, die Kontrolle ausübten und aus einem großen Topf von Möglichkeiten schöpften.

Durch die Arbeit der Frauen in den nomadischen Lagern wurden die Männer für die Mobilisierung in den Kriegen frei. Elitefrauen nahmen sogar direkt an politischen Entscheidungen auf höchster Ebene teil.

Wie die männliche Elite waren sie in der Lage, große Armeen und Ländereien zu kontrollieren. Die Rolle der Frauen war somit entscheidend für die militärischen Erfolge der Mongolen und den Aufstieg des Weltreiches.

Große Verantwortung

Frauen hatten ein breites Spektrum an Aufgaben und Verantwortlichkeiten: Kontrolle und Verwaltung von Ressourcen, Rolle als Gastgeberin, religiöse Aufgaben, Beraterinnen für politische Akteure - waren aber zum Teil auch selbst politisch aktiv - oder Bindeglied zwischen verschiedenen Familien, Stämmen und Völkern.

Frauen verwalteten die Lager sowohl in Zeiten, wenn Männer anwesend waren als auch wenn sie zur Jagd oder zum Kampf aufbrachen. Frauen konnten auch muslimische, chinesische oder andere Händler anheuern, die als Finanzagenten fungierten und mit dem von der Frau zur Verfügung gestellten Kapital Käufe, Verkäufe oder Investitionen abwickelten. Diese Händler versorgten die Frauen mit Zinsen, Unternehmensgewinnen und Geschenken von Dritten.

Arbeitsteilung

Die Männer bauten die Fuhrwerke, aber die Frauen bewältigten den Transport zwischen den Sommer- und Winterlagern, indem sie die Karren beluden, zum nächsten Ort fuhren und alles wieder ausluden.

Jeder hatte wohl auch feste Aufgaben, was die Tiere betraf. Die Frauen kümmerten sich um das Vieh, die Männer um die Pferde und Kamele und beide um die Schafe und Ziegen.

Besitz der Frauen

Bräute wohlhabender Eltern konnten eine Mitgift in Form von Hausrat, Schmuck, Vieh und sogar Dienern und Sklaven mit in die Ehe bringen. Diese wurde jedoch nicht immer sofort ausgezahlt. In einigen Fällen konnte die Verzögerung bis zu drei Jahre betragen.

Außerdem blieb die Mitgift, wenn sie dann eintraf, persönliches Eigentum der Frau. Der Besitz ging also nicht auf den Ehemann über, sondern später auf die Kinder: Vieh auf die Söhne, Kleider und Schmuck auf die Töchter und Diener auf beide.

Eine Ehefrau erhielt nach der Heirat auch einen Teil des Vermögens ihres Mannes, oft in Form von Vieh, das sie zu Lebzeiten für ihn verwaltete und nach seinem Tod für den jüngsten Sohn verwahrte.

Wenn der Ehemann starb, ging die Witwe in der Regel eine zweite Ehe ein, meist mit einem jüngeren Verwandten des Verstorbenen. Damit war die Witwe abgesichert. Eine solche Heirat hatte aber noch einen weiteren Hintergedanken: Kinder und Besitz der Frau blieben der Familie erhalten.

Obwohl diese Form der Wiederverheiratung weit verbreitet war, gab es einige mongolische Fürstenwitwen, die sich erfolgreich einer Wiederverheiratung widersetzten.

Wichtige Stützen

Frauen waren vor allem nach der Heirat und der Geburt eines Kindes am besten in der Lage, ihre Macht auszuüben. Sie verbrachten dann ihr Leben mit einer enormen Vielfalt von Tätigkeiten.

Die Frauen waren die wirtschaftlichen Stützen der Familien, in die sie einheirateten, und trugen große Verantwortung. Sie versorgten die Tiere, zogen die Kinder auf, beaufsichtigten die Arbeiter und kümmerten sich um alle Ressourcen, die unter ihrer Kontrolle standen.

Ohne ihren logistischen, administrativen und wirtschaftlichen Beitrag, ganz zu schweigen von ihrer täglichen Arbeit, hätte das Leben in der Steppe nicht funktionieren können.

Literaturhinweise:

  • Birge Bettine & Anne F. Broadbridge. 2023. Women and Gender under Mongol Rule. In: Biran Michal & Hodong Kim (Hrsg.) The Cambridge History of the Mongol Empire. Cambridge University Press, S. 628-654.
  • Broadbridge, Anne F. 2018. Women and the Making of the Mongol Empire. Cambridge University Press.
  • Stein, Miriam. 2024. Weise Frauen: Warum unsere Gesellschaft mehr weibliches Wissen braucht: eine Spurensuche. Goldmann.