Frauenrollen

Bierhexen

Bierhexen

Seit Jahrtausenden brauen Menschen Bier. Lange Zeit war das Brauen Aufgabe der Frauen. Dabei wurden verschiedene Methoden entwickelt und zahlreiche Rezepte entstanden.

Im Mittelalter verwendete man nicht, wie heute, Hopfen, sondern diverse Kräuter. Darunter waren Anis, Enzian, Johanniskraut, Schlehe, Wermut und vieles mehr. Teilweise kamen auch giftige Würzmittel in den Braukessel, wie etwa Stechapfel oder Bilsenkraut, das Halluzinationen auslösen konnte.

Bierhexen

Manchmal gelang es, gutes Bier zu brauen, manchmal nicht. Es war ein geheimnisvolles Geschäft, das von Mythen umwoben war. Die Menschen konnten sich den Gärprozess lange Zeit nicht erklären. Wenn das Bierbrauen fehlschlug, wurden die Frauen, die das Bier gebraut hatten, persönlich dafür verantwortlich gemacht.

Zur Zeit der Hexenverfolgung war es daher nicht weit, solche Frauen als Hexen zu beschuldigen. Sie wurden als Bierhexen oder Brauhexen bezeichnet und zum Tode verurteilt, da sie angeblich mit dem Teufel im Bunde standen.

Aberglaube und Reinheitsgebot

Durch die Verwendung von Hopfen wurde dem Aberglauben ein Ende gesetzt. Das Bier wurde dadurch haltbarer und der Brauprozess stabiler. Das heißt auch, dass während des Prozesses weniger schiefging und man nicht mehr nach Schuldigen suchen musste.

Im Jahr 1516 erließ der bayerische Herzog Wilhelm IV. das Reinheitsgebot. Damit wurde festgelegt, dass zur Bierherstellung nur Gerste, Hopfen und reines Wasser verwendet werden durften.

Angst vor einflussreichen Frauen

Die Verfolgung der sogenannten Bierhexen hatte jedoch noch einen anderen Grund: Frauen, die Bier brauten oder verkauften, hatten nicht selten einen hohen sozialen Einfluss. Sie hatten in der Gesellschaft etwas zu sagen, obwohl sie Frauen waren. Daher wurden sie als Bedrohung angesehen.

Mit der Zeit entwickelte sich das Bierbrauen zunehmend zu einem lukrativen Geschäft. Doch was wurde aus den Frauen, den Brauerinnen? Erfolgreiche Frauen wurden nicht gerne gesehen und sorgten vor allem in der christlichen Kirche für Unmut.

Bier, Macht & Männer

Hinter Mönchsmauern war das Brauen selbstverständlich reine Männersache. Außerhalb dieser Mauern wurde es Frauen, die Bier brauten, immer schwerer gemacht, sich zu organisieren und ein eigenes Geschäft aufzubauen. Selbst nachdem die Hexenverfolgungen bereits vorbei waren, versuchten Männer, Frauen vom Bierbrauen abzuhalten.

Hopfen wurde nun in größeren Mengen verwendet. Das verbesserte die Qualität, doch die Brauerinnen hatten nicht das Geld, um große Mengen Hopfen anzubauen. Männer gründeten nun Braugilden. In ihre Satzungen hielten die Braugilden fest, dass Frauen nicht in diese Zunft zugelassen waren.

Somit wurden Frauen von den gemeinsamen Vermögenswerten einer Zunft und der gegenseitigen Unterstützung ausgeschlossen. Außerdem spendeten die Zünfte große Summen an die Kirche. Diese half dabei, die Botschaft zu verbreiten, dass man Bierfrauen weiterhin nicht trauen dürfe.

Literaturhinweise:

  • Arthur, John W.. 2022. Beer: A Global Journey Through the Past and Present. Oxford University Press.
  • Eichhorn, Peter. 2012. Von Ale bis Zwickel: das ABC des Bieres. Grebennikov.

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