Klischees

Frauen - Hexen - Dämonen

Frauen - Hexen - Dämonen

Menschen, die mit Dämonen in Verbindung stehen und durch magische Fähigkeiten Menschen, Tiere und das Wetter negativ beeinflussen? Hexen!

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden vor allem Frauen beschuldigt, durch Zauberei Unglück wie Missernten und Unwetter heraufzubeschwören. Sie trieben angeblich Unzucht, verhexten das Vieh und aßen kleine Kinder. Dieser Aberglaube findet sich weltweit in den unterschiedlichsten Kulturen.

Die Hexenmythen spiegeln Ängste wider, auch Ängste vor Weiblichkeit. Frauen, die anders waren, die aus irgendeinem Grund nicht der Norm entsprachen, mussten mit dem Teufel im Bunde stehen. Frauen, die nicht dem gängigen Bild entsprachen, galten als verdächtig.

Lässt sich die Hexenverfolgung also mit einer Form der Unterwerfung von Frauen gleichsetzen oder gar als Femizid bezeichnen? Zunächst ein Fallbeispiel aus Schottland.

Janet Horne

Janet Horne war der Überlieferung nach die letzte verurteilte Hexe Schottlands. Aber war Janet Horne ihr richtiger Name? Denn Janet Horne war damals der Name für alle vermeintlichen Hexen im Norden Schottlands.

Horne bedeutet gehörnt oder mit Hörnern, also mit dem Teufel verbündet. Es ist daher anzunehmen, dass Janet Horne nicht ihr richtiger Name war, sondern nur die Bezeichnung, die sie als Hexe erhielt. Die Umstände, die schließlich zu ihrer Verurteilung führten, sind jedoch überliefert.

Anderssein = verdächtig

Nachbarn zeigten sie an, weil ihre Tochter mit deformierten Gliedmaßen zur Welt gekommen war. Die Denunzianten sahen in den Gliedmaßen die Form von Hufen, was auf den Teufel hindeuten würde. Dies wiederum wäre ein Zeichen dafür, dass Janet Horne ihre Tochter in ein Pony oder Pferd verwandeln wollte, um darauf zum Teufel zu reiten. Mutter und Tochter wurden verhaftet.

Der Tochter gelang die Flucht, die Mutter, seitdem bekannt als Janet Horne, wurde vor Gericht gestellt. Sie wurde so lange verhört, bis ihr beim Aufsagen eines Gebets ein Fehler unterlief. Das war der Beweis - eine Hexe! Sie wurde geteert und gefedert und schließlich auf den Scheiterhaufen geführt. Man schrieb das Jahr 1727.

Hexenstein in den Highlands von Schottland

In den schottischen Highlands steht in der Ortschaft Dornoch noch heute ein sogenannter Hexenstein. Der Stein markiert den Ort, an dem die als Janet Horne bekannte Frau hingerichtet wurde. Doch der Stein steht für weit mehr.

Der Stein steht auch für das Ende eines dunklen Kapitels, der Hexenverfolgung. Er erinnert uns an Vorurteile, an die Angst vor dem Anderssein, an den Zwang, sich sozial korrekt zu verhalten, um nicht negativ aufzufallen und angeklagt zu werden.

Frauenfeindlichkeit

Das dunkle Kapitel der Hexenverfolgung betraf vor allem Frauen. Dies wird heute auf eine gesellschaftlich verankerte Frauenfeindlichkeit und damit verbundene Vorurteile, aber auch Ängste zurückgeführt.

Die Hexenjäger sahen sich mit verschiedenen Mythen konfrontiert. Diese führten zu sexuellen Ängsten, aber auch zu Gebärneid. Der weibliche Körper galt als Mythos, Andersartigkeit als Bedrohung.

Aber nicht nur. Hexenprozesse werden heute auch als Mittel zur Unterwerfung von Frauen in einem patriarchalischen System und damit als eine Form des Femizids verstanden.

Literaturhinweise:

  • Delumeau, Jean. 1985. Angst im Abendland: die Geschichte kollektiver Ängste im Europa des 14. bis 18. Jahrhunderts. Rowohlt.
  • Levack, Brian P. 2009. Hexenjagd: die Geschichte der Hexenverfolgung in Europa. Beck.
  • Opitz-Belakhal, Claudia. 2017. Böse Weiber: Wissen und Geschlecht in der Dämonologie der Frühen Neuzeit. Ulrike Helmer Verlag,.
  • Paris, Philip. 2023. The Last Witch of Scotland. Black and White Publishing Limited.