Pionierinnen

Dach der Welt

Dach der Welt

Mit einer durchschnittlichen Höhe von 4.000 Metern zählt Tibet zum Dach der Welt. Gelegentlich wird es auch als Schneeland bezeichnet. In den vergangenen 100 Jahren hat sich dort viel verändert. Von der ehemaligen Kultur und dem Leben ist wenig übriggeblieben. Li Gotami (1906–1988) war eine der Letzten, die das „alte” Tibet in ihren Werken festhalten konnte.

Freiheit - Bildung - Reisen

Li Gotami wurde als Ratti Petit in Mumbai, Indien, geboren. Ihre Eltern ermöglichten ihr eine umfassende Bildung in Indien und England. Während dieser Zeit reiste sie viel.

Nach ihrer Rückkehr nach Indien arbeitete sie mit einem Künstler zusammen, der sie mit der Bengalischen Schule der Kunst vertraut machte. Dies war eine bekannte Kunstbewegung, die westliche Einflüsse ablehnte und versuchte, einen indischen Stil zu entwickeln.

Zum Missfallen ihrer Familie ging sie anschließend an die Universität von Shantiniketan, um Malerei zu studieren. Zwölf Jahre blieb sie dort und erwarb in dieser Zeit verschiedene Diplome in Kunst und Musik.

Wegweisende Begegnung

In Shantiniketan lernte sie den bolivianisch-deutschen Anagarika Govinda (geb. Ernst Lothar Hoffmann) kennen, der dort als Professor tätig war. Er führte sie in die Lehren des tibetischen Buddhismus ein.

1947 heirateten die beiden in vier verschiedenen Zeremonien. Zivilhochzeiten fanden in Mumbai und Darjeeling statt. Zudem wurden Zeremonien vom tibetischen Lama Ajo Rinpoche im tibetischen Chumbi-Tal sowie eine weitere Zeremonie von Lama Anagarika Govinda selbst durchgeführt. Mit der Hochzeit legte Li Gotami ihren Geburtsnamen Ratti Petit ab.

Das alte Tibet

Ende der 1940er Jahre unternahm das Paar Forschungsreisen nach Westtibet. Dabei erforschten sie die Ruinen von Tsaparang, dem ehemaligen Sitz der Könige von Guge. In dieser Zeit fertigte Li Gotami zahlreiche Abbildungen der Tempelbilder an.

Aufgrund der niedrigen Temperaturen gestaltete sich die Arbeit schwierig. Li Gotami musste die Tusche in ihren Kleidern durch ihre Körperwärme vor dem Einfrieren schützen. Auch der Pinsel musste immer wieder behaucht werden, damit er nicht einfror. Doch diese Arbeit war ihr wichtig und sie strotzte den Bedingungen.

Außerdem fotografierte sie in dieser Zeit das damalige Tibet, das nicht mehr lange so bestehen sollte. Die Ergebnisse wurden in ihrem Werk Tibet in Pictures: A Journey Into the Past veröffentlicht. Es gilt als letzte Dokumentation vor der chinesischen Okkupation und der anschließenden verheerenden Kulturrevolution.

Malerei & Meditation

Ab den 1950er Jahren lebte Li Gotami mit ihrem Mann in Indien, widmete sich weiterhin der Malerei, aber auch buddhistischen Studien und der Meditation. Ab den 1960er Jahren führten das Paar auf Vortragsreisen um die Welt.

Aufgrund ihres Gesundheitszustandes zogen sie schließlich nach Kalifornien. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie erneut nach Indien zurück, wo sie später verstarb.

Viele ihrer Werke, darunter Fresken aus Tibet, sind im Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya in Mumbai ausgestellt. Außerdem führt die Lama und Li Gotami Govinda Stiftung in München das Werk der beiden fort und verwaltet ihr geistiges Erbe.

Literaturhinweise:

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