Männer haben in Europa bei der Erbfolge immer den Ton angegeben? Nach neuesten Erkenntnissen war das nicht immer so. Bei den Kelten hatten die Frauen das Sagen, zumindest was die Erbfolge in elitären Kreisen betraf. Denn die frühen Kelten vererbten ihre Macht mütterlicherseits, wie eine DNA-Analyse zeigt.
Die Kelten waren eine Kulturgemeinschaft, die sich über ganz Europa erstreckte: Häuptlinge und Fürsten führten die verschiedenen keltischen Stämme an, daneben gab es Druiden als spirituelle Führer. Sie sprachen eine eigene Sprache, die zur indogermanischen Sprachgruppe gehört, und waren durch ähnliche Bräuche und Lebensvorstellungen miteinander verbunden.
Leider haben sie keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen, wurden aber von griechischen und römischen Geschichtsschreibern beschrieben. Solche Beschreibungen sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen.
Umso interessanter sind Ausgrabungen und Analysen, die auch heute noch aufschlussreiche Erkenntnisse liefern. Denn sie werfen immer wieder ein neues Licht auf bisher Selbstverständliches.
Vom siebten bis zum ersten Jahrhundert vor Christus lebten in Süddeutschland vor allem Kelten. Keltische Elitefamilien hinterließen Grabhügel mit spektakulären Grabbeigaben. Um mehr über sie zu erfahren, wurden die reich ausgestatteten Gräber genauer untersucht.
Dabei stellte sich heraus, dass die Familien über ein weit verzweigtes Gebiet miteinander verbunden waren. Verwandtschaftsbeziehungen konnten über mehr als hundert Kilometer nachgewiesen werden. Es zeigte sich auch, dass die Eliten über die mütterliche Linie miteinander verwandt waren.
Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die keltischen Gesellschaften in Süddeutschland eine matrilineare Erbfolge hatten. Dazu passt auch, dass es aufwendig geschmückte Frauengräber gibt.
Warum hatten die Kelten diese Form der Erbfolge? Eine mögliche Theorie ist, dass in Gesellschaften, in denen es viele Beziehungen außerhalb einer Partnerschaft gab, das Vertrauen in die Vaterschaft gering war. Nur die Mutterschaft war eindeutig.
Die Macht der keltischen Herrscher ging also nicht auf die vermeintlich eigenen Kinder über, sondern auf die Kinder der Schwester. Es waren also die Frauen, die für mächtige Herrschaftszweige sorgten. Dennoch geht die Forschung davon aus, dass ansonsten weitgehend Männer herrschten, auch wenn die Erbfolge matrilinear geregelt war.
Literaturhinweise:
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