Klischees

Weiß wie Schnee

Weiß wie Schnee

Während heute in vielen westlichen Ländern gebräunte Haut für viele als Ideal gilt und als Zeichen für Urlaub oder sogar Luxus gesehen wird, war das über Jahrtausende hinweg genau andersherum. Bis ins letzte Jahrhundert hinein galt nämlich edle Blässe als absolutes Statussymbol.

Weiß wie Schnee

„Haut weiß wie Schnee“ – wie im Märchen von Schneewittchen – war bereits bei den antiken Ägypterinnen, Römerinnen und Griechinnen erstrebenswert. Ein heller Teint galt als Zeichen von Wohlstand, da wohlhabende Frauen sich nicht draußen aufhalten mussten und ihre Haut somit nicht gebräunt wurde.

Laut historischen Quellen kam von der Antike bis ins 19. Jahrhundert ein hochgiftiges Mittel zum Einsatz, um der edlen Blässe nachzuhelfen: Bleiweiß. So soll beispielsweise die englische Königin Elisabeth I. (1533–1603) ihre Haut mit einem Mittel aus Blei und Essig behandelt haben, um ihre Pockennarben zu kaschieren und einen edel-weißen Teint zu erhalten. Das brachte ihr den Beinamen „Elfenbein-Regentin” ein.

Edle Blässe

Im Rokoko war Blässe dann vor allem in Frankreich nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern und Kindern schick. Auch hier wurde mit Bleiweiß nachgeholfen, das in Puderform großzügig auf Gesicht, Dekolleté, aber auch auf Hände, Arme und Perücken aufgetragen wurde. Eine normale Hautfarbe galt nämlich als etwas für das gemeine Volk, nicht für Menschen von Welt.

Im 19. Jahrhundert verwendeten Frauen neben Bleiweiß dann auch Quecksilber. Auch das wurde eingesetzt, um die Haut aufzuhellen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden in den USA Waffeln beworben, die Arsen enthielten. Obwohl sie hochgiftig waren, wurden sie als Wundermittel gegen Sommersprossen und Hautunreinheiten angepriesen. Wer schön sein will, muss leiden – notfalls offenbar auch mit Gift.

Gift & Schneckenschleim

Die Praxis der Hautaufhellung – selbst mit schädlichen Substanzen – ist kein Phänomen der Vergangenheit. Während in den westlichen Ländern seit dem 20. Jahrhundert gebräunte Haut in Mode ist, ist in Afrika und Asien nach wie vor helle Haut gefragt.

In Afrika sind beispielsweise quecksilberhaltige Cremes und Seifen erhältlich, um die Haut von Frauen aufzuhellen. Das gilt als schön und kann den Brautpreis erhöhen. Doch das bleibt oft nicht ohne gesundheitliche Folgen.

In Asien werden aufhellende Hautprodukte, sogenannte „Whitening“-Kosmetik, vor allem verwendet, um ein jugendlicheres Aussehen zu erzielen. Ein Renner sind Cremes, die Schneckenschleim enthalten. Sie versprechen einen jüngeren und helleren Teint. In mehreren asiatischen Ländern ist das sogenannte Schnecken-Weiß seit Jahren sehr beliebt.

Rassismus

Weltweit lässt sich der Trend erkennen, dass Frauen mit von Natur aus dunkler Hautfarbe ihre Haut aufhellen. Dies hat vor allem ethnische Hintergründe, denn global gesehen ist eine helle Haut nach wie vor von Vorteil.

Rassismus pur. Menschen mit heller Haut erfahren in vielen Bereichen des Lebens Vorteile, was uns vielleicht gar nicht bewusst ist. Doch genau das erleben Menschen mit dunkler Haut häufig von klein auf.

Literaturhinweise:

  • Arndt, Susan. 2021. Rassismus begreifen: Vom Trümmerhaufen der Geschichte zu neuen Wegen. C.H.Beck.
  • Jung, Ernst G. 2007. Kleine Kulturgeschichte der Haut. Steinkopff.
  • Phoenix, Aisha. 2014. “Colourism and the Politics of Beauty”", Feminist Review 108, S. 97-105.

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