Klischees

Femme fatale

Femme fatale

Vollbusig, barbusig, erotisch, aber auch stark, selbstbewusst und intelligent – die Femme fatale ist ein mythischer Frauentyp, der zwischen Dämonisierung und Magie der Frauen angesiedelt ist.

Femme fatale als Männertraum

In Kunst und Literatur wurde die Femme fatale immer wieder als lebensbedrohliche Verführerin dargestellt: Sie ist wunderschön, aber gefährlich. Sie ist verführerisch und zugleich Sinnbild eines Abgrundes. Doch ist die Femme fatale, so wie sie in Kunst und Literatur lange Zeit dargestellt wurde, nicht vielmehr ein Männertraum, eine Kunstfigur, die zum Mythos geworden ist?

Die Dämonisierung weiblicher Erotik wurde lange Zeit von Männern betrieben, indem sie den Mythos der Femme fatale schufen und am Leben hielten. Bis Frauen sich der Entdämonisierung annahmen und ihre Wahrnehmung von ihren Körpern und weiblicher Erotik in Kunst und Literatur selbstbestimmt darstellten, war es ein weiter Weg.

Der Mythos der Femme fatale

In der Antike wurden mehrere Frauen als Femme fatale stilisiert. Pandora ist beispielsweise laut Mythos überaus verführerisch und bringt den Männern beim Anblick den Tod. Ein weiteres Beispiel ist die schöne Helena, die laut griechischer Mythologie entführt wurde und schlussendlich für den Trojanischen Krieg verantwortlich gemacht wurde.

Auch in der Bibel kommt das Bild der Femme fatale immer wieder vor. Zu den bekanntesten Beispielen zählen Judith oder auch Salome, die wohl eine der beliebtesten Interpretationen der Femme fatale in Kunst und Literatur darstellt.

Angst vor weiblicher Sexualität

Doch dann drehten die Frauen im 20. Jahrhundert den Spieß um: Sie wollten nicht länger von Männern als Lustobjekt, als erotischer Dämon oder Männertraum dargestellt werden. Sie wollten nicht länger die von männlichen Stereotypen geprägte Erotik verkörpern.

In Kunst und Literatur stellten Frauen sich so dar, wie sie sich selbst sahen und wie sie auch von anderen gesehen werden wollten. Es sollte keine Darstellung von Ängsten vor weiblicher Macht und Sexualität mehr geben.

Doch auch das scheint nach wie vor ein längerer Weg zu werden … denn haben wir diese Dämonisierung des Weiblichen wirklich bereits überwunden? Ganz zu schweigen von der immer wieder aufflammenden Angst vor Nicht-Binarität. Wer bestimmt schließlich, was „normal” ist, was Liebe, Erotik und menschliche Körper sein dürfen oder eben nicht?

Fatale Männer?

Gibt es auch den fatalen Mann? Nein, so etwas wurde nicht dargestellt, wobei es ihn in der Realität durchaus gibt. Der machtmissbrauchende, kriegsführende, zerstörerische, aber dennoch erotische und verführerische Mann existiert heute genauso wie er es in der Geschichte schon oft getan hat.

Neue Interpretation

In zahlreichen Werken wurden Frauen, der Frauenkörper und weibliche Erotik abgewertet. Ein Blick in diese Werke lohnt sich aber auch heute noch, denn es geht nicht darum, solche Werke nicht mehr zu zeigen oder zu lesen, sondern angemessen und kritisch über das Dargestellte zu sprechen.

Mittlerweile ist die Femme fatale durchaus auch zum Symbol für eine emanzipierte Frau geworden, die ihr Leben aktiv gestaltet und am gesellschaftlichen Leben sowie bei Entscheidungen voll teilnimmt. Eine Femme fatale wird heute vor allem von Frauen nicht mehr als erotisches Lustobjekt dargestellt, sondern so, wie weibliche Körper im Alltag aussehen - real, ungeschminkt, ehrlich.

Literaturhinweise:

  • Catani, Stephanie. 2005. Das fiktive Geschlecht: Weiblichkeit in anthropologischen Entwürfen und literarischen Texten zwischen 1885 und 1925. Königshausen & Neumann.
  • Hilmes, Carola. 1990. Die Femme fatale: ein Weiblichkeitstypus in der nachromantischen Literatur. Metzler.
  • Kirchner, Elena. 2021. Die Tragik der Femme Fatale. ibidem Verlag.
  • Rissler-Pipka, Nanette. 2005. Das Frauenopfer in der Kunst und seine Dekonstruktion: Beispiele intermedialer Vernetzung von Literatur, Malerei und Film. Fink.